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Chan Meditation bedeutet den Geist zu sehen, der weder entsteht noch vergeht.

Shihfu Hsin Tao • Juli 07, 2021

Hsin Tao: Lehrrede Juni 2020


Chan Meditation bedeutet den Geist zu sehen, der weder entsteht noch vergeht.
Wenn Du nicht das “Anhalten und Sehen” praktizierst, weißt Du wirklich nicht, was Meditationsübung bedeutet, noch kennst Du ihre Vorteile und die Freude der Übung! Anhalten und Sehen ist daher ein sehr wichtiger Zugang zur Übung. Um “das Herz zu sehen und zum Ursprung zu gelangen”, musst Du mit dem Anhalten und Sehen beginnen. Das ist die einzige Art und Weise, Dein ursprüngliches Herz, Deinen ursprünglichen Geist, kennenzulernen.

Wie lernen wir unser eigenes Herz, unseren eigenen Geist kennen? Ist dieses Herz das physische Organ, oder das Herz, das sich an die Dinge hängt, oder das spirituelle Herz? Welches Herz ist es, das wir sehen wollen? Selbst wenn Du das physische Organ öffnest, wirst Du das spirituelle Herz nicht finden. Aber es kann gehört werden (im Lauschen auf die Stille) und es kann gesehen werden. Es ist ohne jegliche Form und Gestalt, ohne Farbe. Das ist das Antlitz des Herzens – es hat weder Kopf noch Schwanz, keinerlei Form oder Gestalt.

Wenn wir atmen, sind wir uns unseres Ein- und Ausatmens bewusst, und damit bewegt sich der Geist zum Atem hin. Wenn wir auf die Stille hören, geht der Geist zum Ohr. Mit den Augen kann er sehen, mit der Nase riechen, und mit der Zunge schmecken. Aber können wir sagen, dass Herz und der Geist die Nase sind, die Augen, die Ohren? Das physische Herz? Nichts davon ist Herz und Geist. Augen, Ohren, Nase und Zunge werden vergehen, und nur unser Herz und Geist werden nicht vergehen. Das Herz ist ohne Form oder Gestalt, es ist nicht materiell – es ist Leere.

Durch die Chan Meditation wollen wir diesen Geist finden, der (weder entsteht noch vergeht, und sein Antlitz, seine wahre Form sehen. Solange wir Herz und Geist nicht finden können, kreisen wir im Samsara (dem Kreis von Leben und Tod) herum, dem Bereich des Festhaltens am Ego und des Leidens. Wo es (die Vorstellung von einem) “Ich” gibt, gibt es Selbstbezogenheit, und wo es einen “Anderen” gibt, gibt es Trennung und Unterscheidung. Wo es “Lebewesen” gibt, gibt es damit Konflikte, und wo es die Vorstellung einer “Zeitspanne” gibt, will das “Ich” Beständigkeit.

Aus diesem Grund wollen wir das wahre Antlitz von Herz und Geist erschauen. Nur durch Anhalten und Sehen und damit dem Kennenlernen des wunderbaren Herzens des Nirvana werden wir in der Lage sein, den Ursprung von Herz und Geist zu sehen, Mühelosigkeit (Wu-wei) zu verstehen, das Ungeboren Sein zu erfahren und inmitten des Samsara die wahre Freiheit zu verwirklichen. Als Übende müssen wir ein Herz und einen Geist entwickeln, die auf den Weg gerichtet sind, da wir sonst das Leben nicht zu schätzen wissen. Ohne ein Herz, das die Erleuchtung sucht, ist unsere Übung nur Vortäuschung. Übung bedeutet, den irregeführten Geist anzuhalten, und nur dann werden wir in der Lage sein, den klaren und leuchtenden Geist zu erfahren, der in der Aussage “Nirgends verweilend, kommt der Geist hervor” beschrieben wird.  

Dharma Master Hsin Tao (übersetzt von Maria Reis Habito)

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